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September 03, 2006

Einige Quellen

  • Global Guerillas - John Robb, der mittlerweile Unternehmensberater ist, hat selbst einmal als Mitglied einer Einsatztruppe des US-Verteidigungsministeriums Terroristen bekämpft. Sein Weblog beschäftigt sich mit 4th Generation Warfare und dem sich wandelnden Antlitz des Krieges im dritten Jahrtausend.
  • Kosmoblog - Unter den Weblogs der Zeit ist dies eines der interessantesten. Ulrich Speck blickt auf die internationale Politik und hat dabei natürlich ganz besonders die Lage im Nahen Osten im Blick. Außerdem verlinkt er regelmäßig auf interessante Artikel zu weltpolitischen Fragen.
  • Beruf Terrorist - Ebenfalls einschlägig ist Jochen Bittners Zeit-Blog über den Terrorismus.
  • Open Democracy - Das im Mai 2001 gegründete Online-Magazin verbindet britischen Linksliberalismus mit einer internationalen Perspektive und lässt viele interessante Autoren zu Wort kommen. Der Gastauftritt des unsäglichen Michael Naumann war Gott sei Dank nur von kurzer Dauer. Seither hat es kein Deutscher mehr in den Stab der regelmäßigen Autoren geschafft.

    Nachtrag 8.9.: Oh, zu früh gefreut... Also doch, Naumann schreibt noch (oder wieder) für OpenDemocracy.

Auf der Durchreise

Was uns die zeitgenössische Kriegs- und Notstands-Fiction vorführt, ist nicht nur gelegentlich Menschenrechts-Kitsch, der auf das gut zugängliche Empörungspotential der Nicht-Beteiligten spekuliert - es ist in vielen Fällen auch Journalismus-Kitsch. Die Perspektive des mutigen Reporters, der wachen und kritischen Auges durch das Krisengebiet reist und dort die schmutzigen Spuren des immer noch herrschenden Imperialismus oder aber die schieren Abgründe einer in ihrer Fremdheit oder gar 'Wildheit' erstaunlicherweise vollkommen transparenten menschlichen Natur erlebt - diese Perspektive ist nicht nur leichter zu vermitteln, sie ist auch angenehmer zu ertragen als der Versuch, die Alltäglichkeit solcher Situationen darzustellen.

(Natürlich kennt dieses Genre auch großartige Beispiele, etwa Christopher Kochs 1978 erschienener Indonesien-Roman "The Year of Living Dangerously".)

Nicht gerade Hollywood

Für ein studentisches Projekt beschäftige ich mich mit aktuellen Kriegen und niederschwelligen bewaffneten Konflikten - den "neuen Kriegen", im Jargon einiger Wissenschaftler. Ein auf den ersten Blick anschaulicher Weg, sich dem blutigen Thema anzunähern, sind zahllose Filme, die gerade in den letzten Jahren dazu gedreht worden sind: Dokumentationen wie das eindrucksvolle James-Nachtwey-Portrait "War Photographer" oder Spielfilme wie der umstrittene "Welcome to Sarajevo" von Michael Winterbottom. Manchmal glaubt man, es mit schierem Menschenrechts-Kitsch zu tun zu haben, um dann wie im Fall des italienischen Thrillers "Tödliche Reportage" (Il aria Alpi- Il piu crudele dei Giorni, IT 2002) zu erfahren, dass reale Begebenheiten erzählt werden.

Gerade afrikaniche Schauplätze ziehen mehr und mehr in die populäre Fiktion ein - Krimis wie Donna Leons "Blood from a Stone" oder Minette Walters' "The Devil's Feather" zum Beispiel spielen geschickt mit dem grausigen Kontext afrikanischer Bürgerkriege. Es ist nicht ganz leicht, aber man tut gut daran, sich dieser immer auch romantisierenden Fiktionalisierung zu widersetzen. Kindersoldaten, entgrenzte Söldner, natürliche Ressourcen im Tausch gegen Waffen, bewaffneter Terror in einem Umfeld von Hunger und Seuchen - all das gehört an vielen vielen Plätzen auf diesem Globus zur Realität und sogar zu einem Alltag, von dem Leinwand oder Bildschirm in den meisten Fällen wohl nicht mehr als eine Ahnung vermitteln können.

Die Hinschauer

Die Gründung der International Crisis Group (ICG) fand unter dem unmittelbaren Eindruck der Balkankriege in den frühen 90ern und des Genozid in Ruanda statt. Seither hat sich die Nichtstaatliche Organisation, die aus Mitteln überwiegend US-amerikanischer Stiftungen und aus Zuschüssen verschiedener Staaten finanziert wird, zu einem der bestinformierten Thinktanks in der Konfliktforschung gemausert. Hauptsitz der Organisation ist Brüssel, ihre Experten arbeiten aber auch 'vor Ort' in verschiedenen Krisengebieten und bemühen sich um Erkenntnisse aus erster Hand.

ICG rühmt sich, eine Sprache zu sprechen, die auch Politiker verstehen: Jeden Monat erscheint der 12-seitiger Newsletter CrisisWatch, in dem die aktuelle Entwicklung der wichtigsten globalen Konfliktherde beobachtet wird, mit kurzen Einschätzungen und Links zu relevanten Quellen. Die aktuelle Ausgabe vermeldet 'business as usual' an den meisten Fronten, bei einigen Verschärfungen, zum Beispiel in Darfur und Burundi.